Südasienbüro e.V.
 
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 Editorial

 

Editorial

 
Liebe Leserinnen und Leser,

Rückblickend auf die vorherige Ausgabe von SÜDASIEN bleiben gemischte Gefühle zurück. Der Wunsch, der Zeitschrift ein zusätzliches Profil zu verschaffen, indem neben der an der Aktualität sozialer und politischer Prozesse orientierten Berichterstattung noch mehr Hintergründe zu ausgewählten Themenschwerpunkten verfügbar gemacht werden, stieß auf ein positives Echo. Dass der gewählte erste Themenschwerpunkt jedoch mit der Fokussierung auf (Natur-)Katastrophen - Natur und Mensch eine solch unmittelbare Relevanz erfahren sollte, hat uns schockiert. Dessen Auswahl im Spätsommer 2004 sollte keinesfalls als " sich selbst erfüllende Prophezeiung " eine neue Katastrophe heraufbeschwören!

Auch wenn die Region Südasien nicht arm an Katastrophen ist, wie Sie auch in dieser Ausgabe wieder lesen werden, wurden auch wir vom Ausmaß der Tsunamifluten sowie vom Umfang der spontanen Hilfsleistungen überwältigt. Nichtsdestotrotz gehört es auch zur Chronistenpflicht, über die Empathie mit den Betroffenen hinaus kritisch zu fragen, was alles im Zuge der Welle geschah sowie später unternommen oder eventuell auch versäumt worden ist. So unmittelbar nach dem Ereignis fällt dies natürlich umso schwerer, je näher einzelne Personen und Gruppen am Geschehen waren.

Somit ist die Zusammensetzung der Beiträge in dieser Ausgabe zum Tsunami ein Spiegel unterschiedlicher Betroffenheit und Zugänge. Sie werden neben sehr persönlichen Eindrücken von Menschen aus der Region auch sachliche Analysen etwa der wirtschaftlichen Dimensionen sowie der politischen Problematik der " Katastrophe in der Katastrophe " - etwa am Beispiel Sr Lankas - vorfinden. Für eine wirkliche Bewertung der Nothilfemaßnahmen sowie insbesondere der mittel- bis langfristigen Wiederaufbauprogramme fehlt derzeit noch die kritische Distanz. Einzelne Beiträge und Meldungen aus der Region weisen aber zumindest auf potenzielle Problemfelder hin. Wir müssen wohl mit der traurigen Gewissheit leben, dass der Themenschwerpunkt des letzten Heftes, den wir nun notgedrungen fortsetzen, nicht der letzte " Blickfang " auf dem Titel von SÜDASIEN bleiben wird.

Der diesmal gewählte Titel beleuchtet eine andere Dimension Südasiens, nämlich die innenpolitischen Zerfallserscheinungen in einem Land der Region. Es ist uns hierbei eine traurige Pflicht, gerade die Stimmen der Opposition und Zivilgesellschaft Nepals zu Wort kommen zu lassen. Menschen, die nach vorliegenden Berichten der Nachstellung der nepalischen Sicherheitskräfte ausgesetzt sind.

Zuletzt möchte ich im Namen des Vorstands des SÜDASIENBÜROs Tobias Grote-Beverborg für die kommissarische Leitung der Redaktion von SÜDASIEN danken. Sein von vornherein zeitlich befristeter Einsatz - auch er hat neue berufliche Aufgaben übernommen - sicherte die vorherige Ausgabe. Nun ist dieses Ehrenamt - zunächst wiederum kommissarisch - an mich ¨bergegangen. Ich bin zuversichtlich, dass mit den übrigen Kräften, die Sie im Impressum aufgelistet finden, das Konzept und das Profil von SÜDASIEN - ausgehend von der bewährten Basis der Vorgänger in der Verantwortung der Zeitschrift - weiterentwickelt werden kann. Zunächst werden wir aber in der bisherigen Form bis zum Sommer dieses Jahres zwei weitere Ausgaben mit den Themenschwerpunkten (Fairer) Welthandel sowie Kulturelle Vielfalt produzieren. Hoffen Sie mit uns und vor allem mit den Menschen in Südasien, dass nicht wieder aktuelle Katastrophen Änderungen dieser Pläne erforderlich machen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes wünscht Ihnen im Namen der Redaktion

Jügen Clemens